Monster's BallWenn ich mich nach über 20 Jahren noch an die Gefühle erinnern kann, die ich im Kino bei einem bestimmten Film hatte, ist dies etwas Besonderes.
Und genau so ist es bei Monster's Ball! Es war Herbst 2002, als ich dieses herausragende Meisterwerk im Kino sah.
Die Handlung, aber auch vor allem die intensive schauspielerische Leistung von Halle Berry und Billy Bob Thornton haben mich begeistert und ergriffen.
Jetzt habe ich ihn mir mal wieder auf DVD angeschaut. Oft erlebt man einen Film nach so vielen Jahren ja komplett anders. Doch bei Monster's Ball war mein Erleben dasselbe!

Hank, ein korrekter, fast zwanghafter Justizbeamter im Todestrakt eines Staatsgefängnisses in Georgia macht seinen Job extrem pflichtbewusst. Er zeigt wenig Emotionen und doch erkennt man Respekt vor den Menschen, die er hinrichten muss.
Auch sein rassistischer und bösartiger Vater war schon Henker im gleichen Gefängnis und nun bildet er seinen Sohn Sonny in diesem Beruf aus.
Dieser versucht zwar, dem familiären Druck standzuhalten, bricht aber bei seiner ersten Hinrichtung zusammen, nachdem er eine Art Bindung zu dem Gefangenen Lawrence Musgrove aufbaute.
Es kommt zum unausweichlichen Bruch zwischen Vater und Sohn, mit tragischen Folgen. Sonny erschießt sich vor den Augen seines Vaters und Großvaters.

Ist Hank ebenfalls ein Rassist, war Sonny deutlich liberaler, ein klares Indiz für einen anderen, moderneren Charakter. Eine Veränderung.
Während Hank versucht sein Leben neu zu ordnen, lernt er die Frau des hingerichteten Lawrence kennen, die im Verlauf ebenfalls ihren Sohn verliert.
Nach einer Nacht voller Sex und körperliche Hingabe verliebt sich Hank, der rassistische Henker ihres Mannes, in die schwarze Leticia.



Hank gab seinen Job auf, kauft eine Tankstelle, brachte seinen rassistischen Vater ins Heim und lernte langsam Gefühle zuzulassen.
Nachdem Leticia bei Hank eingezogen ist, findet sie in Sonny's Zimmer eine Zeichung von ihrem toten Mann, auf der Hank abgebildet ist. Ein Geschenk von Lawrence an Sonny und Hank kurz vor seiner Hinrichtung.
Eine Welt bricht zusammen und der Zuschauer rätselt, was nun passieren wird. Wie geht Leticia mit diesem Wissen um?

So viel zur Handlung. Natürlich nur in aller Kürze und ohne den Anspruch auf Vollständigkeit. Ihr sollt den Film ja schließlich auch anschauen.

Der Begriff Monster's Ball kommt aus England. Dort wurde früher für Todeskandidaten am Vorabend der Hinrichtung eine Party geschmissen. Der sogenannte Monster's Ball.

Das Drehbuch von Milo Addica und Will Rokos geisterte gute fünf Jahre durch Hollywood. Vermutlich traute man sich nicht ganz so sehr an das Thema ran. Rassismus im Süden der USA und die Todesstrafe sind ja beides nicht unbedingt Themen der Blockbuster.
Einige Regisseure und SchauspielerInnen kamen ins Spiel. U.a. Sean Penn und Robert de Niro. Sowohl als Regisseure als auch als Schauspieler.
Doch zum Glück entschied man sich für den Regiesseur Marc Forster, einen Deutsch-Schweizer, der damals noch eher unbekannt war. Zwischenzeitlich drehte er schon Bond-Filme.
Ausgerechnet dieses Thema einem „Ausländer“ anzuvertrauen war sicher mutig.
Doch es war eine gute Entscheidung! Marc Forster brachte das Leben, die Gefühle und die Härte der amerikanischen Südstaaten perfekt auf die Leinwand!
So ein klein wenig kann ich dies beurteilen, war ich doch selbst schon öfters in diesen Gegenden.
Um so authentisch wie möglich zu sein, drehte er den Film in Louisiana und auch der elektrische Stuhl war der ausgemusterte Originalstuhl an Originalschauplätzen im Staat Louisiana.

Das am Ende, nach einigen Gerüchten, es Halle Berry und Billy Bob Thornton wurden, die die Hauptrollen bekamen, war mehr als ein Glücksfall!
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass andere es hätten besser verkörpern können.
Die Intensität des Spiels und die Dramaturgie der Dialoge haben mich damals, wie auch jetzt wieder, gepackt und mitgerissen.
Tolle Leistung!
Einige Schauspielerinnen hatten die Rolle anscheinend abgelehnt, da sie sie Sex-Szene im Skript nicht spielen wollten. Halle Berry hatte den Mut und mit Verlaub, die Erotik machte mir eine Gänsehaut! 

Unvergessen bleibt natürlich auch die Oscar-Verleihung im Jahr 2022. Halle Berry erhielt den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle als Leticia Musgrove in Monster's Ball.
Es war der erste Oscar für eine weibliche Hauptrolle für eine afroamerikanische Frau.
Verrückt, wenn man die Handlung des Films bedenkt. Es war fast eine glückliche Fortsetzung des Films.
Halle Berry's Dankesrede bei der Oscar-Verleihung war unglaublich und ich kenne kaum jemanden, dem damals nicht die Tränen der Rührung kamen. Ein unvergesslicher Moment aus Hollywood!

Der Film bekam damals nicht nur gute Kritiken. Einigen Kritiker war der Sex zu intensiv, andere konnten mit den Schauspielern nichts anfangen. Aber so ist es ja immer. Die einen mögen den Film, die anderen nicht.

Ich kann euch nur raten, den Film anzuschauen und euch euer eigenes Bild zu machen.
Es ist kein Blockbuster, kein „moderner“ Film. Ein Film, der keine Computer brauchte, um auf die Leinwand zu kommen. Es ist auch kein moralischer Film, er zeigt einem nicht Richtig oder Falsch. Die Gedanken muss man sich selber machen.

Für mich ist Monster's Ball eine cineastische Meisterleistung!

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